Jugendliche an der Landessynode beteiligen!
Seit Synode 1997 zum Thema „Kinder – Jugend – Kirche“ kaum Fortschritte
Liebe Synodale,
fast 10 Jahre ist es nun her, dass sich bei der Landessynode 1997 zum Thema „Kinder – Jugend – Kirche“ alle einig waren: Es darf sich nicht um eine einmalige Veranstaltung gehandelt haben, bei der Jugendliche in der Landessynode saßen, sondern um den Auftakt zu Veränderungen in der Kirche. Denn diese Kirche ist auch die Kirche der Kinder und Jugendlichen. Dass Jugendliche nicht nur Adressaten von kirchlichen Angeboten sind sondern auch Jungschargruppen leiten und Kindergottesdienste gestalten, am kirchlichen Unterricht teilnehmen oder beim Gemeindefest helfen, Jugend- und Familiengottesdienste feiern, offene Treffs, Freizeiten oder Seminare an bieten, muss kaum mehr gesagt werden.
Kinder- und Jugendliche sind damit nicht ein Thema von vielen, sondern ein Kernbereich kirchlichen Handelns.
Die Landessynode hat 1997 beschlossen, die entstehende Selbstvertretungsstruktur zu fördern und zu unterstützen. Inzwischen hat sich – auf breiter Basis – eine Landesjugendvertretung gebildet. Sie wurde als Zusammenschluss ehrenamtlicher Jugendmitarbeiterinnen und Jugendmitarbeiter im März 1998 von Vertretern aus 15 der 33 Kirchenkreise der EKvW gegründet und arbeitet an kirchlichen und politischen Themen, die Jugendmitarbeiterinnen und Jugendmitarbeiter betreffen.
Doch nach 1997 war Jugend für die Landessynode kaum mehr ein Thema, schon gar nicht die Beteiligung von Jugendlichen an der Landessynode: 1998 z.B. wurde nach einer Anfrage Jugendlichen von der Landesjugendvertretung die Teilnahme mit Rederecht verweigert.
Dabei sollten gerade die geringe Beteiligung jugendlicher Wählerinnen und Wähler an Presbyteriumswahlen oder kontinuierliche Kirchenaustritte Zweifel aufkommen lassen, warum sich so wenig Jugendliche für Kirche interessieren oder eine Beteiligung an der Gestaltung des Gemeindelebens als sinnlos betrachten.
Themen wie Selbstvertretungsstruktur, Jugendarbeit und Schule, Gottesdienst und Spiritualität, Konfirmanden- und Jugendarbeit, Medien und Öffentlichkeitsarbeit müssen auch mit Jugendlichen diskutiert werden.
Diskussionen in der Landessynode müssen Ergebnisse zeigen und veröffentlicht werden. Dabei geht es auch darum, prüfen zu können, wie weit z.B. Pläne umgesetzt wurden.
Dabei bleiben leider viele Fragen bleiben offen, darunter z.B.
– Liegen der Kirchenleitung Zahlen über das Angebot von Jugendgottesdiensten in Westfalen vor? Werden die Gemeinden hierzu im Rahmen der jährlichen Statistiken befragt? Ggf. sind wir an einer entsprechenden Übersicht / Statistik sehr interessiert.
– Welche Fortbildungsangebote zur Gestaltung von Jugendgottesdiensten gibt es für Pfarrerinnen und Pfarrer unserer Kirche?
– In welcher Form kommen Kinder- und Jugendarbeit, die Beschlüsse von 1997 und die Modelle zur Beteiligung und Selbstvertretung Jugendlicher in den Gemeinden im Vikariat als Ausbildungsprogramm vor?
– In welcher Form kommt die Medienarbeit, insbesondere der Umgang mit dem Internet, in der Aus- und Weiterbildung von den bei der Kirche beschäftigten Pädagoginnen und Pädagogen vor (Evangelische Fachhochschule, Anerkennungsjahr, Seminarangebote)?
– Sind die Gemeinden zur Frage einer Öffnung der Presbyteriumssitzungen (Art. 68 Abs. 3 KO) befragt worden und welche Ergebnisse liegen ggf. vor?
Da Kinder- und Jugendliche in der Realität in den Strukturen der kirchlichen Arbeit kaum repräsentativ sind, müssen sie als Expertinnen und Experten expliziter und realer beteiligt werden. Sie sind eben nicht als Pfarrer oder Pfarrerin automatisch in allen wichtigen Gremien vertreten, sie sind bislang seltenst Mitglied einer Kreissynode und bislang in der Landessynode gar nicht vertreten. Alle Anliegen müssen wir Jugendlichen über Mittelsmänner und –frauen in die Entscheidungsgremien einbringen, sonst kann auch eine Landessynode kein repräsentatives Abbild von Kirche sein.
An der Forderung nach jugendlichen Vertretern in der Landessynode muss festgehalten werden. Synode und Kirchenleitung sollten in der Lage sein zu erkennen, wer hierfür in Frage kommt bzw. wo man anfragen muss.
In vielen anderen Landeskirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dies längst selbstverständlich.
Wir bitten Sie nicht um Stimmrecht! Uns ist wichtig, nicht nur einmalig und punktuell sondern kontinuierlich an den Beratungen teilzunehmen. Schwierig ist die Teilnahme an der Landessynode für Jugendliche häufig schon durch Verpflichtungen wie Schule Ausbildung etc. , deshalb sollten mehrere Jugendliche als Teilnahmeberechtigte dafür sorgen, dass stets eine Mindestzahl von aus der Jugendarbeit kommenden Jugendlichen anwesend ist.
Dazu wäre es z.B. möglich, den Vorstand der Landesjugendvertretung jeweils zu den jährlichen Synodaltagungen einladen. Sollten Sie dann den Eindruck gewinnen, diese Gruppe sei nicht repräsentativ für die Jugendlichen unserer Kirche, können Sie ja nach Belieben weitere Jugendliche einladen.
Für die Landessynode ist es wichtig, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich zu Kirchenthemen zu äußern und Jugendpositionen einfließen zu lassen: ihre eigenen Anliegen einzubringen, aber auch ihre Meinung zu Themen zu sagen, die nicht typisch jugendlich sind. Andersherum sind auch bei Jugendlichen kirchenpolitische Themen im Normalfall nur dann diskussionswürdig, wenn es für sie Mitgestaltungsmöglichkeiten gibt.
Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr nicht (10 Jahre nach den einstigen Beschlüssen über „Kinder – Jugend – Kirche“) in Westfalen noch immer an einem Punkt stehen, an dem wir so stark bezweifeln müssen, ob Jugendliche nach außen gleichermaßen wie nach innen in unserer Kirche ernst genommen werden.
Mit freundlichen Grüßen
(LJV-Vorsitzende)