Auf dem 26. LJV-Treffen in Münster ist die folgende Bestandsaufnahme der achtjährigen LJV-Arbeit diskutiert worden. Es ist überwiegend nur in Stichpunkten formuliert.
Selbstverständnis:
Die LJV vertritt die aktive Gemeindejugend. Mithin ist ihr Handeln immer an dieser Basis orientiert: der kirchlichen Jugendarbeit vor Ort, in den Gemeinden.
LJV-Thema ist dabei zunächst alles, was Jugendliche und Jugendmitarbeiter in den Gemeinden betrifft. Dabei ist es selbstverständlich, dass sich Themen wiederholen oder Dauerbrenner bleiben („Schlüsselfrage“ etc.).
Daher nimmt die LJV, vor allem die erfahrenen Mitglieder in ihr, Service-Aufgaben wahr: unterstützt und berät Jugendarbeit vor Ort (Stichwort: Ehrenamtlichen-Gewerkschaft).
–>Die LJV-Arbeit geschieht wie die gesamte Jugendarbeit / Jugendverbandsarbeit aus 2 Motiven heraus:
* Spaß
* Überzeugung
–> Die LJV wirbt weniger um Mitarbeit, als dass sie Dienstleisterin für die JugendmitarbeiterInnen vor Ort ist.
–> Die meisten werden nur kurzzeitig bei der LJV dabei sein, auf Treffen erscheinen etc.
–> Die Werbung für die LJV Arbeit bleibt daher eine beständige Aufgabe (schnelle „Generationenfolge“ in der Jugend).
–> Erfolge der LJV können ausschließlich an der Resonanz in der Zielgruppe (=Subjekt) gemessen werden.
–> Als Jugendvertretung artikuliert die LJV Jugendthemen „in Kirche und Gesellschaft“.
Positionen:
Zu vielen Themen hat die LJV bereits Positionen erarbeitet (u.a. Gremienarbeit, Ehrenamt, Wahlalter, Kindergottesdienst und Jugendgottesdienst, Abendmahl, Aufgabe von Jugendpfarrern, …). Diese Positionen sind natürlich nicht absolut, aber solange sie nicht verändert werden (müssen), sollte mit ihnen gearbeitet werden. Einige Schlagworte zum Inhalt: (ohne Wiederholung der Grundsatzpositionen im Reader)
* Ein Jugendverband besteht nur aus Jugendlichen (einschließlich Kindern), nicht aus Erwachsene. Diese können ggf. beruflich (Hauptamtliche) oder frei / ehrenamtlich für die Jugend tätig werden, sie sind aber nie Jugend und Jugendverband.
* Ehrenamt ist der Normalfall. Es gibt kein eigenständiges Positionsrecht von „Hauptamtlichen“ (außer berufspolitische Fragen, die über Gewerkschaften und MAV zu klären sind).
* Das Abendmahl steht jedem offen. Wenn Jesus nicht selektiert hat, werden sich Kirchenvertreter das erst recht nicht anmaßen.
* Kirche braucht Pfarrerinnen und Pfarrer in der Parochie, in den Gemeinden vor Ort. Die LJV trompetet nicht pauschal für Jugendreferenten.
* An Hauptamtliche in der Jugendarbeit hat die LJV Anforderungen (bisher u.a. formuliert für Jugendpfarrer). Sie erwartet von Festangestellten nicht in erster Linie die Aus- und Fortbildung Ehrenamtlicher – das können Jugendmitarbeiter im Wesentlichen selbst, für Fachfortbildungen braucht es Experten, die man von außen holt oder zu denen man auf Seminare fährt. Die Jugendarbeit braucht Hauptamtliche vor allem zur Unterstützung ihrer konkreten Arbeit, als Dienstleister.
Verhältnis zur EJKW
– Die EJKW entspricht in keiner Weise den Beschlüssen von 1997. Dies war trotz aktiver Mitarbeit von LJVlern während der Genese nicht anders zu erwarten. Wir haben dazu viel gesagt – ohne relevantes Feedback.
* Sie ist keine Jugendvertretung.
* Sie hat nichts zu bestimmen.
* Von ihr gehen bisher keine Impulse für die praktische Arbeit aus.
– Daraus ergibt sich, dass die EJKW für die LJV zunächst nur ein vorhandenes Gremium ist, dem keine große Bedeutung beizumessen ist. Alles weiter hängt von der Entwicklung der EJKW ab, an der die LJV aber kaum Anteil haben wird / kann.
Verhältnis zur Jugendkammer
– Als Mitglied sollte die LJV die Vertretung dort aufrecht halten, aber in erster Linie als ewiger Stachel.
– Konkret geht es dort um
a) die bisher unterlassene Finanzierung ehrenamtlicher Arbeit
b) die Vertretung der Jugendinteressen bei ihren Belangen (KU, …)
Wir müssen davon ausgehen, dass LJV-Positonen sich dort selten durchsetzen werden. Das macht nichts, solange dabei nicht LJV-Leute verschlissen werden.
Für die meisten unserer Themen ist jedoch die Landessynode bzw. die Kirchenleitung das richtige Gegenüber, weil sie die Gesamtkirche leiten und sich hier Jugend einmischen muss bzw. originäre Anliegen hat.
Forderungen an die Landessynode
Die LJV will hier nicht dauerhaft als Lobbygruppe fungieren, da sie grundsätzlich Lobbygruppen doof findet. Eine der zentralen Forderungen muss aber – wenigstens im augenblicklichen System – sein, dass eine entsprechende Zahl von Jugendlichen mit vollen Rechten an den Synoden teilnehmen und auch einen Teil der Kirchenleitung stellen. Die genaue Form könnte dann noch überlegt werden (eher nicht das allgegenwärtige Delegationsprinzip, das nur zu Jung-Funktionären führt). Aber bisher beantwortet Kirchenleitung ja meist nichtmals Briefe der LJV – oder vertröstet sie bis zum Sankt Nimmerleinstag (so geschehen bei der KU-Richtlinie).
Verhältnis zu agljv / aej u.a.
Die LJV hat kein Anerkennungsproblem. Sie arbeitet in anderen Gremien mit, soweit dies für ihre Belange wichtig ist. Wo sie nicht als legitime Vertretung akzeptiert wird (u.a., weil dies von einigen Hauptamtlichen aktiv attackiert wird), bleibt sie eben fern. Denn die Antwort auf die kritische Frage, was z.B. die letzten 7 Jahre agljv-Mitarbeit gebracht haben, fällt ernüchternd aus: außer ein paar netten Kontakten und einer relativ erfolgreichen DEKT-Teilnahme (Kirchentag) ist da nichts gewesen. Da sich die agljv in der Vergangenheit sehr stark an der aej orientiert hat (was sich gerade zu ändern scheint), gab es für die LJV auch nicht viel Spielraum, hier aktiv Verbesserungen zu leisten.
Die aej ist als Senioren- und Funktionärsclub nicht relevant für unsere gemeindliche Jugendarbeit.
Arbeitsweisen:
* Die Arbeit der LJV geschieht auf den LJV-Treffen (Vollversammlungen). Dazwischen werden Vorstand und AGs nur in Ausnahmefällen Großes bewegen. Der Vorstand führt zwischen den Treffen die Geschäfte.
* Bei den Treffen sollte möglichst viel Konkretes erstellt werden, nicht nur Aussagen (Verlautbarungen, PM), sondern auch Erfahrungsaustausch, Programme etc. Was sich hier direkt erledigen lässt, sollte auf den LJV-Treffen erledigt werden (Texte formuliern, Mails schreiben, Internet abklappern, Technikfragen klären etc.)
* Beschäftigung mit Themen geschieht zunächst zur eigenen Bildung und Klärung, erst sekundär zur Veröffentlichung
* Entsprechend sollten auch Ziele für ein Treffen sowie für die absehbare Zeit (halbes Jahr, Jahr) möglichst konkret gefasst werden: Wer in der LJV mitmacht, muss wissen, was ihm das bringt, für was er sich da einsetzt.
Ziele:
* Kirche stärken
* Kirche für Jugendliche attraktiv machen (Umbau, Reform)
* Jugendliche zur Eigenverantwortlichkeit motivieren („Erziehung“, Jugendverband)
* Kirche zukunftsfähig machen („Es ist unsere Kirche“)
Probleme:
Hauptproblem ist die starke Ablehnung der LJV durch nach wie vor viele Hauptamtliche (Pfarrer und Pädagogen). Sie geben Informationen schlicht nicht weiter (in zig Briefen / Mails / Telefonaten an uns bezeugt) und arbeiten aktiv gegen die LJV. Wir brauchen die Hauptamtlichen für unsere Arbeit nicht, aber wenn sie aktiv dagegen wirken, können wir kaum etwas machen, da wir die Jugendlichen nie direkt erreichen können (von Zufallstreffern und -begegnungen abgesehen).
Ein weiteres Problem ist die geringe finanzielle Ausstattung der LJV. Zwar hat sie keinerlei Anspruch auf Kirchensteuermittel, dass aber auch tatsächlich bis heute noch kein Cent aus Kirchensteuermitteln für die Förderung der immerhin von der Landessynode 1997 beschlossene Jugendselbstvertretung geflossen ist, kann man traurig nennen. Selbst unsere Sparsamkeit (bei LJV-Treffen schlafen wir stets in Gemeindehäusern auf dem Boden, einfache Selbstverpflegung etc.) konnte bisher niemanden erweichen – außer zu Spott.
Intern ist es schlecht, dass viele Themen nicht in der nötigen Konsequenz verfolgt, sondern nur angerissen werden. Hier ist mehr Stringenz nötig.